...mal über den Tellerrand schauen...
Tagebuch einer trinationalen Jugendbegegnung
Vom 15.07. bis 25.07.2013 flogen 10 Jugendliche aus Burgstädt und Umgebung in Begleitung von den zwei Sozialpädagoginnen des städtischen Jugendclubs zu einem internationalen Jugendaustausch zwischen Katalonien, Nordirland und Burgstädt.
Die Impressionen in Worte zu fassen fällt nicht leicht- deswegen dürfen Interessierte in unserem Reisetagebuch schmökern.
Wir bedanken uns bei allen Organisatoren, inbesondere unseren Gastgebern Nordirland. Ein großer Dank gilt auch den finanziellen Unterstützern: Youth In Action, British Council, WELB Youth Service, Stadt Burgstädt und dem Jugendamt Mittelsachsen. Danke auch an unsere lieben Jugendlichen, die jeden Tag zu einem Highlight gemacht haben
Tag 1: Montag
Den ersten Tag verbrachten wir fast ausschließlich mit der Anreise: mit dem Vereinsbus nach Berlin, mit dem Schuttlebus zum Flughafen, mit dem Flugzeug nach Dublin/Irland und von dort mit dem Bus nach Omagh/Nordirland. 3 uhr morgens schlichen sich dann die deutschen Teilnehmer in die gemischtnationalen Zimmer.
Tag 2: Dienstag
Beim Frühstück konnten sich alle 30 Jugendlichen endlich bei Tageslicht beschnuppern. Anschließend wurde das Eis mit lustigen Kennenlernspielen und Teambuilding-Aktivitäten. Nach dem üppigen Lunch ging es dann ins Towncenter von Omagh- die Stadt erkunden, Geld tauschen und ein paar Sweeties shoppen. Nach dem Dinner ging es dann nochmal mit voller Kraft in die Workshops. Aufgabe: wie sieht eure Heimat bzw. die Welt in 10 Jahren aus, wenn alles nach eurer Pfeife tanzt. Nach einer tollen Präsentation der Ergebnisse der Kleingruppenarbeit ging es dann direkt weiter mit dem nächsten Workshop: Medienprojekt Jugendbegegnung 2013.
Nachdem die Arbeit getan war konnten alle verschnaufen und Freizeit genießen: Singen, Tanzen, Lachen. Und schon am ersten Abend wirbelten Katalonier, Nordiren und Deutschen bunt gemixt durch die Zimmer.
Tag 3: Mittwoch
Nach einem entspannten Frühstück fuhren wir durch typisch irische Gefilde nach Enniskillen. Dort angekommen bekamen wir einen tollen Überblick über Enniskillen Castle, die Geschichte der Stadt und die aktuellen Ausgrabungen. Anschließend gab es eine lustige digitale Schnipseljagd durch die Stadt. Danach hatten wir die Ehre den Chairman vom District Fermanagh (gleichzusetzen mit einem Landrat) zu treffen und unsere Geschenke aus Burgstädt zu überreichen. Ein gemeinsamer Schnapsschuss für den Pressartikel durfte natürlich nicht fehlen. Nach einem leckeren Abendessen im Restaurant hatten die Jugendlichen wieder genug Energie um sich im örtlichen Jugendclub (Lakeland Youth Center) bei Airhockey, Snooker und Tischtennis auszutoben. Nach der Rückkehr in unser Heim gab es aufgrund der fortgeschritten Stunde nur eine kurze Auswertungsrunde und etliches Gelächter beim Betrachten der Schnipseljagdbilder. PS: einige der deutschen Jugendlichen antworteten nun manchmal auf englisch, wenn man sie auf deutsch etwas fragt.
Tag 4: Donnerstag
Nach dem Frühstück in den American Folk Park. Das weitläufige Freilichtmuseum dokumentiert den Beitrag Irlands zur Entwicklung der USA. Der Komplex teilt sich in zwei Abschnitte: Die Alte und die Neue Welt. Die Ausstellung vermittelte einen Eindruck vom Leben in beiden Ländern und dem Schicksal der irischen Auswanderer und kostümierte Mitarbeiter zeigten das Leben im alten Irland. Am Nachmittag gab es dann zur Abkühlung eine Wasserschlacht. Nach dem Abendessen ging es dann nach Omagh in den örtlichen Jugendclub: Macarena tanzen, ein Ballspiel namens "Timebomb" spielen und chillen. Die Betreuer der letzten 3 Jahre bekamen auch noch Besuch von nordirischen Teilnehmern aus dem letzten Jahr- die Freude darüber war groß und das Geschnatter laut. Nach unser Rückkehr ins traute Heim gab es noch eine kurze Auswertungsrunde und der neue "Leader of the Day" wurde gewählt. Seit Mittwoch morgen hat jede Delegation einen jungen Menschen bestimmt, der für einen Tag Verantwortung für die Gruppe übernimmt wie z.B. Weckdienst, Programminfos weitergeben, auf Pünktlichkeit achten etc.
Ansonsten war es zu früher Stunde (23:30 Uhr Ortszeit) schon erstaunlich leise und relaxt in den Hallen- selbst junge Menschen müssen wohl einmal einsehen, das Schlaf bei unserem straffen Programm unabdingbar ist.
Tag 5: Freitag
Heute ging es mit dem Bus nach Derry oder auch genannt Londonderry oder Stroke City oder City of the Walls...dort hatten wir eine historische Stadtführung mit einem geschichtlichen Überblick, Erklärung der Murals und witzigen Anekdoten. Später wurde dann ein schattiges Plätzchen an der Peace-Bridge gesucht um die Lunchpakete zu vertilgen. Anschließend durften alle ausschwärmen und Freizeit genießen. Die Jugendlichen stürzten sofort los um ihre Urlaubsgroschen bei Primark und Co zu verschleudern. Anschließend ging es ins Amusement-Center zum Bowlen und Abendessen. Natürlich durfte auch noch ein wenig gezockt werden: Und so wurden lustige Sonnenbrillen, Riesenschokoladen und Scherzartikel gewonnen. Zurück im Residental musste die deutsche Gruppe dann nochmal hart arbeiten. Der deutsche kulturelle Abend musste nochmals besprochen, Aufgaben verteilt und Plakate gemalt werden. Ein Minisprachkurs, der Erlkönig, ein kurzer Abriss der deutschen Geschichte, Gruppentanz und typische Spiele einer deutschen Kindergeburstagsparty standen auf der Agenda.
Tag 6: Samstag
Der Samstag stand ganz im Zeichen der körperlichen Betüchtigung und Teamwork.Wir fuhren in das Outdoor- Activity- Center nach Gortatole, wo die gesamte Gruppe in 2 Gruppen geteilt wurde. Beim Kanu-bzw. Kajakfahren hatten alle Spaß und eine Wasserschlacht blieb natürlich nicht aus. Anschließend durften alle noch eine Runde schwimmen und A....bomben von einer Plattform machen. Am Nachmittag wurden die Gruppen gewechselt und es ging zum Hochseilparcour. Es war interessant zu sehen, dass Höhenangst vor keiner Nationalität halt macht und so motivierte man sich gegenseitig um diese Ängste zu überwinden.
Zurück im Residental hatte die deutsche Gruppe dann noch ein wenig Hektik und Stress- 20 Uhr sollte unser deutscher, kultureller Abend beginnen. Trotz der Aufregung und dem Vortragen und Erklären in einer Fremdsprache lief alles glatt und die Nordiren und Katalonier waren begeistert. Highlight war der Gruppentanz Balada, den Steve und Vanessa der gesamten Gruppen in kurzer Zeit beibrachten und das gemeinsame Singen der deutschen Nationalhymne.
Tag 7: Sonntag
Der siebte Tag begann sehr entspannt da wir ein wenig länger schlafen konnten. Das war auch nötig denn anschließend wurde hart gearbeitet von 11 Uhr bis 17 Uhr. Es fanden drei Workshops statt um
unsere DVD mit Inhalt zu füllen. Sketche wurden gebastelt, Storyboards entworfen, Schauspieltalent bewiesen und künstlerisches Talent beim Gestalten eines Murals (Gemälde) an den Tag
gelegt.
Anschließend gab es Zeit zum ausruhen. Manchen nutzen das optionale Angebot einen kleinen Ausflug in den benachbarten Wald und angrenzende Berge zu machen und wurden bei einer kurzen Wanderung
durch den Wald und der Fahrt zu einem Aussichtspunkt mit beindruckenden Impressionen der wunderschönen Insel belohnt. Zurück im trauten Heim folgten wir der Einladung zum katalanischen Abend.
Traditionelle Kleidung, Essen, Spiele und Präsentationen der Geschichte gaben uns einen guten Überblick über die Kultur des Landes. Seit diesem Abend waren alle Teilnehmer in der Lage einige
Phrasen katalanisch zu sprechen und so raunten nächtliche Wünsche oder morgendliche Grüße dreisprachig durch die Räume.
Tag 8: Montag
Zum Wochenstart ging es mit dem Bus nach Belfast. Schon auf dem Weg zum nordirischen Parlamentsgebäude kamen wir an einigen paramilitärischen Murals vorbei und konnten einen Blick auf Samson und
Goliath, die zwei Berühmtheiten Belfasts werfen. Im Parlamentsgebäude lernten wir so einiges über das politische System. Verwirrt waren wir über das altertümliche Abstimmungsprozedere der
Abgeordneten. Interessante Fakten bekamen wir auch in Bezug auf den zweiten Weltkrieg. Stormont ist ein großes weißes Gebäude, das auf einem Hügel steht und somit ein perfektes Ziel für deutsche
Bomber war. Aus Angst vor Zerstörung wurde das Gebäude mit einer Mischung aus Kuhmist und Teer bestrichen und wurde so fast unsichtbar für Bombenangriffe. Das Gebäude überstand den zweiten
Weltkrieg unbeschadet, jedoch dauerte es 7 Jahre um die Wände mit Hilfe von Chemikalien und durch reine Handarbeit vom Kuhmist zu befreien.
Nach dem Besuch von Stormont ging es ins City Center von Belfast. Dort wurde dann neu gebaute Titanic- Museum bestaunt. Für alle die jetzt große Kulleraugen bekommen: Der Bau der Titanic wurde
von White Star Line bei der Schiffswerft Harland and Wollff in Auftrag gegeben. Diese Werft befindet sich auch heute noch in Belfast und so wurde Ende März 1909 mit dem Bau der Titanic in Belfast
begonnen. Und die oben benannten Berühmtheiten, liebevoll Samson und Goliath getauft, sind nichts anderes als die 2 riesigen gelben Kräne der Werft, die das Stadtbild von Belfast zieren.
Anschließend hielten wir noch kurz in den bekannten Straßen (Shankill Road und Falls Road) um die paramilitärischen Murals zu bestaunen, etwas über die Troubles und den Nordirlandkonflikt zu
lernen und die "Peacewall" hautnah zu erleben. Diese Friedensmauern sind/waren über sieben Meter hoch und trennten die verfeindeten Bezirke (Katholiken und Protestanten). Anschließend gab es
Freizeit für alle und es wurde erneut geschoppt bis zum Umfallen. Krönender Abschluss des Tages war das Abendessen in einem schicken Restaurant in der Innenstadt von Belfast.
Tag 9: Dienstag
Unser letzter gemeinsamer Ausflug begann mit einem zeitigen Frühstück. Mit dem Bus ging es dann an die wunderschöne Nordküste des Landes. Dort wartete der atemberaubend schöne Giants Causeway auf uns. Alle waren von dieser Stätte, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehört begeistert. Dort verbrachten wir 3 Stunden mit wandern, Fotos machen, genossen die dramatisch gigantische Landschaft und lauschten den Sagen zum Giants Causeway:
Viele der Jugendlichen nutzen die Chance, es sich auf dem Wishing Chair gemütlich zu machen und sich etwas zu wünschen.
Anschließend ging es mit dem Bus nach Portrush wo alle am Strand entspannen konnten und manche der deutschen Teilnehmer die Chance nutzen, wenigstens einmal den kleinen Zeh in die eiskalten Atlantik halten zu können. Zurück in Omagh warteten dann die letzten Workshops auf uns. Voller Stolz können wir euch mitteilen, dass das Kunstwerk vollendet wurde und alle Kameraszenen für unsere DVD im Kasten sind.
Tag 10: Mittwoch
Nachdem wir einen relativ faulen Vormittag hatten und lediglich mit aufräumen und packen beschäftigt waren ging es nach dem Lunch noch einmal zur Sache. Wir besuchten das Station Centre (Jugendclub) in Omagh, wo die Jungs in der Turnhalle bolzen konnten und sich die Mädels im Hip Hop tanzen ausprobierten. Einige nutzen die Chance nochmal schnell ins City Center zu flitzen um letzte Postkarten zu verschicken und Mitbringsel zu kaufen. Nach dem Abendessen ging war es dann an der Zeit Abschied zu nehmen. So wurde gemeinsam gelacht, gespielt und Dankesworte gesprochen. Schlaf? NEIN DANKE- der letzte gemeinsame Abend wurde bis in die frühen Morgenstunden ausgekostet.
Tag 11: Donnerstag
Nach dem Frühstück ging es ans Koffer packen, aufräumen, fegen und vor allem ans Kofferwiegen- Übergepäck ist teuer und nach den zahlreichen Shoppingtouren wollten wir auf Nummer sicher gehen.
Während wir auf den Bus warteten gab es noch einen kurzen Input zum Thema Europäischen Freiwilligen Dienst und das Programm JUGEND IN AKTION. Als der Bus vorfuhr flossen dann auch schon die ersten Tränen des Abschieds. Dann ging es dann nach Dublin zum Flughafen, von dort nach Berlin und weiter auf der Autobahn nach Burgstädt. Nach einem Zwischenstopp bei namentlich bekannten Fastfoodketten wurden die Jugendlichen dann gegen zwei Uhr morgens wohlbehalten und gefüttert den Eltern übergeben.